Das lustlose Rally an den Aktienmärkten geht weiter

Monatsbericht Februar 2024

Gemischte Aussichten prägen das Geschehen.

Datum
06. Februar 2024
Kategorien

Trotz vieler düsterer Wirtschaftsprognosen sind die wichtigsten Aktienmärkte positiv ins Börsenjahr 2024 gestartet. Der MSCI World Index legte bis am 2. Februar um 2.5% zu, während sich in den USA der marktbreite S&P 500 um 4.0% auf ein Allzeithoch katapultierte und der technologielastige Nasdaq Composite um 4.1% anstieg. In Europa avancierte der Euro Stoxx 50 um 2.9% und auch der eher defensive Swiss Market Index konnte ein Plus von 0.9% verbuchen. In Asien öffnete sich die Schere zwischen China und Japan weiter. Während der Nikkei 225 um 8.0% anstieg, sank der Shanghai Composite um 8.2% und der Hang Seng in Hong Kong sackte sogar um 8.8% ab. In der Investorengemeinde mehren sich die Stimmen, dass China eigentlich „nicht investierbar“ sei.

Viele Experten harren weiterhin im Lager der „hard landing recessionistas“ aus. Sie prophezeien immer noch eine harte Landung mit einer Rezession, denn nur so könnten die Zentralbanken das Problem der hohen Inflationsraten in den Griff bekommen. Dabei verfallen sie wahrscheinlich implizit ins Denkmodell der Phillips-Kurve, das einen negativen Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosenquote herstellt. Nur eine Rezession, die zu einer höheren Arbeitslosenquote mit tieferem Lohndruck führe, könne die Inflationsraten nach unten drücken. Dabei werden die derzeit hohen Produktivitätsraten wahrscheinlich geflissentlich übersehen.

Zusätzlich werden von diesen Experten die geopolitischen Spannungen, weiterhin bestehende Lieferengpässe, sowie der Zeitverzögerungseffekt der geldpolitischen Straffungen erwähnt, die unweigerlich in eine Rezession – und damit auch in einen Aktienmarkt-Crash – führen werde.

Entgegen vieler Sentiment-Umfragen und -Indikatoren, die derzeit schon fast ein gieriges Marktverhalten suggerieren, sieht die tatsächliche Positionierung am Futures-Markt deutlich anders aus. Die spekulativen Nettopositionen in S&P 500 Futures-Kontrakten sind in den letzten Wochen noch negativer geworden. Die Nettopositionen repräsentieren die Differenz zwischen den gesamten Long- (Kauf-) und Short- (Verkauf-) Positionen, die von Spekulanten gehalten werden. Ist die Nettoposition positiv, bedeutet dies, dass es mehr Long-Positionen als Short-Positionen gibt, was im Markt auf eine bullische Stimmung hindeutet. Im Gegensatz dazu weist eine negative Nettoposition auf eine bärische Stimmung hin.

An der saisonalen Front gibt es eine schlechte Nachricht zu berichten. Der Monat Februar ist der zweitschlechteste Monat für den amerikanischen S&P 500 Index in den letzten 100 Jahren und der drittschlechteste seit der Jahrtausendwende. Für den Nasdaq Composite ist es sogar der schlechteste Monat seit 2000. Allerdings sollte die alte Börsenweisheit „Wie der Januar verläuft, so verläuft das Jahr“ nicht leichtfertig abgetan werden. Mit einem ansehnlichen Gewinn im letzten Monat sieht es somit eigentlich recht positiv aus für das Aktienjahr 2024 insgesamt…

Unseres Erachtens befinden sich die Aktienmärkte in einer sehr günstigen Lage, und wir erwarten, dass sie im Jahr 2024 weitere Höchststände erreichen werden. Dies lässt sich auf ein moderates, aber fortgesetztes wirtschaftliches Wachstum, abkühlende Inflationsraten und bevorstehende Zinssenkungen der Zentralbanken zurückführen.
Insbesondere die vier folgenden Gründe sprechen für weiter steigende Aktiennotierungen:

  1. Positive Gewinnaussichten: mit der laufenden Berichtssaison scheinen Unternehmen gut positioniert zu sein, ihre Gewinne in einem verlangsamten, aber resilienten Wirtschaftsumfeld, im Jahr 2024 zu steigern.
  2. Neue Höchststände führen oft zu weiteren Gewinnen: Investitionen bei neuen Allzeithochs zogen traditionell weitere Gewinne nach sich. Daten seit 1970 zeigen, dass ein Jahr nach einer Investition bei einem neuen Rekord der S&P 500 Index mehr als 70% der Zeit gestiegen ist. Tatsächlich erreichte der S&P 500 selten ein neues Hoch und machte dann kein weiteres mehr.
  3. Starke Gewinne können auch im Jahr nach starken Rallys kommen: im vergangenen Jahr erzielte der S&P 500 Index eine Rendite von 24%. Was passierte nach Kalenderjahren mit Rallys von 20% oder mehr? Von den 14 anderen Fällen seit 1970 endeten 11 von ihnen (fast 80%) im nächsten Jahr höher. Natürlich ist die Performance in der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Aber wenn man diesen Trend auf den Jahresendstand 2023 von 4‘770 anwendet, würde dies den S&P 500 per Ende Dezember 2024 auf über 5‘400 setzen.
  4. Senkung der Zinssätze durch die US Federal Reserve Bank: Zinssenkungszyklen, die mit einer weichen Landung einhergingen, waren in der Regel eine gute Zeit, um zu investieren. Seit 1970 stieg der S&P 500 im Durchschnitt etwa 16% in den 12 Monaten nach der ersten Zinssenkung durch die Fed, wenn in diesem Zeitraum eine Rezession vermieden werden konnte. Darüber hinaus ereigneten sich fünf der zehn besten Jahre der letzten 40 Jahre für den S&P 500, als die Fed die Zinsen senkte, ohne dass eine Rezession eintrat: 1985 (26%), 1989 (27%), 1995 (34%), 1998 (27%), 2019 (29%).

Auf den ersten Blick erscheinen zwar die „Glorreichen Sieben“ (Magnificent Seven oder Mag-7) – die sieben groß kapitalisierten Tech-Aktien, die im letzten Jahr für mehr als 60% der Rendite des S&P 500 verantwortlich waren – relativ teuer im Vergleich zum breiten Markt. Aber die Bewertungen der Mag-7 scheinen weniger übertrieben, wenn man ihre einzigartigen Stärken berücksichtigt: starkes Wachstum des freien Cashflows, überlegene Gewinnmargen und höhere Gewinnerwartungen.

Zusammengefasst sehen wir einem positiven Aktienjahr 2024 entgegen. Schwächephasen (im Februar 2024?) an den Aktienmärkten werden wir für Zukäufe nutzen. Die einzige Situation, in der es wirklich schief gehen könnte, ist bei einer Wiederbeschleunigung der Inflationsraten, wenn gleichzeitig das Wachstum nachlässt. Das Eintreten dieses Szenarios sehen wir aber höchstens mit einer Wahrscheinlichkeit von 5-10%. Für diesen Fall halten wir eine strategische Allokation in Goldanlagen.

„Bullenmärkte entstehen aus Pessimismus, wachsen durch Skepsis, reifen durch Optimismus und sterben durch Euphorie“
Sir John Templeton
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