Monatsbericht September 2025
Börsen im Aufwind, Effizienz treibt die Nachfrage – ein zweischneidiges Schwert.
Trotz der saisonal eher schwachen Sommermonate konnten die Aktienmärkte im August zulegen. Der US-Leitindex S&P 500 verbuchte ein Plus von 1.9% und erreichte am 28. August sein zwanzigstes Allzeithoch des Jahres bei 6‘502 Punkten. Der technologielastige Nasdaq Composite stieg im Monatsverlauf um 1.6%, während der Russell 2000 – ein Index für kleinere Unternehmen – gar 6.9% zulegte. Der Volatilitätsindex VIX sprang zwar Anfang August kurzzeitig über 20, verharrte danach jedoch durchgehend unterhalb der Marke von 19.
In Europa fiel die Entwicklung verhaltener aus: Der STOXX 600 gewann 0.7%, der Swiss Leader Index (SLI) hingegen 1.9%. Besonders stark präsentierten sich hier die Index-Schwergewichte Novartis, UBS und Nestlé.
Seit Jahresbeginn beträgt das Plus im S&P 500 9.8%, im Nasdaq Composite 11.1% und im Russell 2000 6.0%. Der pan-europäische STOXX 600 avancierte seit Januar um 8.4%, während der SLI um 4.6% zulegte. Auffallend war in Europa die überdurchschnittliche Performance der Banken- und Versicherungswerte.
Auf den Devisenmärkten blieb das Währungspaar EUR/CHF weitgehend stabil. Am 29. August notierte es bei 0.936, verglichen mit 0.939 Ende 2024. Deutlicher fiel die Schwäche des US-Dollars aus, der sich seit Jahresbeginn gegenüber Euro und Franken um rund 12% verbilligte.
Stark präsentierten sich im bisherigen Jahresverlauf die Edelmetalle: Gold stieg um 34%, Silber um 38% und Platin um 50%. Goldminenaktien (gemessen am GDX ETF) legten gar um 86% zu, jeweils in USD.
Bei den Kapitalmarktzinsen kam es zu einer Annäherung der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im Euroraum. Zum Monatsende lagen deutsche Papiere bei 2.72%, italienische bei 3.61%, französische bei 3.51%, spanische bei 3.33% und griechische bei 3.43%. In den USA rentierten zehnjährige Treasuries mit 4.23% nach 4.57% zu Jahresbeginn. In der Schweiz belief sich die Rendite des zehnjährigen Eidgenossen auf 0.34%, wobei Papiere bis zu drei Jahren Laufzeit weiterhin im negativen Bereich notierten.
Geopolitische Risiken, neue US-Zölle und politische Angriffe auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve haben die Märkte bislang nur punktuell belastet. Im übergeordneten Bild sind sie Randthemen geblieben. Das beherrschende Narrativ ist die Künstliche Intelligenz und mit ihr eine moderne Ausprägung des Jevons-Paradox.
Der britische Ökonom William Stanley Jevons zeigte 1865 in The Coal Question, dass effizientere Dampfmaschinen nicht zu geringerem, sondern zu höherem Kohleverbrauch führten. Ein ähnliches Muster zeigt sich heute bei der KI. Effizienzsprünge senken die Kosten pro Rechenschritt, pro Analyse oder pro Text und beschleunigen damit den verbreiterten Einsatz. Unternehmen generieren mehr Inhalte, verarbeiten grössere Datenmengen und entwickeln immer leistungsfähigere Modelle. Dies führt zu steigendem Energieverbrauch in Rechenzentren und einer anhaltend hohen Nachfrage nach Halbleitern.
Historisch verkürzten Produktivitätsfortschritte auch die Arbeitszeit – von sieben auf sechs, später auf fünf Tage pro Woche. Die Vier-Tage-Woche erscheint als nächster logischer Schritt. KI könnte diesen Prozess beschleunigen, indem Tätigkeiten, die früher Tage erforderten, heute in Minuten erledigt werden. Ob daraus mehr Freizeit oder schlicht höhere Aktivität resultiert, bleibt offen. Effizienzgewinne und Produktivitätsfortschritte sind somit kein Garant für Ressourcenschonung. Sie können vielmehr zusätzliche Nachfrage nach Energie, Infrastruktur, Halbleitern und Arbeitskräften freisetzen. Anleger sollten Entwicklungen daher nicht linear interpretieren – insbesondere dort, wo die Mehrheit auf einfache Sparlogik setzt…
Die US-Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal mit 3.3% stärker als zunächst erwartet. Für das dritte Quartal prognostiziert das GDPNow-Modell der Atlanta Fed ein Wachstum von 3.5%. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im laufenden Jahr liegt gemäss der Wettplattform Kalshi.com per Ende August bei lediglich 6% – nach fast 70% im April und 15% zu Monatsbeginn.
Die Inflation zeigt sich hingegen zäh: Im Juli lag die US-Gesamtinflation bei 2.7%, die Kernrate bei 3.1%. Für August schätzt das Nowcasting-Modell der Cleveland Fed Werte von 2.84% bzw. 3.05%. Unsere Erwartung ist, dass die Raten gegen Jahresende zurückgehen.
Zentralbanken agierten zuletzt vorsichtig: In Grossbritannien und Australien senkten sie die Leitzinsen im August wie erwartet um jeweils 0.25%. Für die nächste Sitzung der US-Fed im September preist der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von 89% eine Zinssenkung um 0.25% ein. Bei den übrigen grossen Notenbanken zeichnet sich kurzfristig jedoch kein weiterer Zinsschritt ab.

Quelle: eigene Darstellung, Stand 29. August 2025. *am 28.08.2025; **Deutschland
Aufgrund der Saisonalität gilt der September gemeinhin als schwierigster Börsenmonat des Jahres. Seit 1990 lag die durchschnittliche Monatsrendite des S&P 500 bei -0.84%, wobei in 51% der Fälle Verluste verzeichnet wurden. Allerdings ist die Positionierung am Terminmarkt derzeit ausgesprochen bärisch – ein Muster, das in der Vergangenheit nicht selten als Kontraindikator diente. Hinzu kommt ein Überhang negativer Schlagzeilen und Kommentare, der erfahrungsgemäss verhindert, dass die Märkte in Euphorie verfallen.
Vor diesem Hintergrund bleiben wir an den Aktienmärkten vorsichtig optimistisch und sehen allfällige Rückschläge als Gelegenheit, selektiv Positionen auszubauen. Chancen ergeben sich insbesondere bei Schwellenländeraktien, die bewertungstechnisch attraktiv erscheinen und zusätzlich von tieferen globalen Zinsen sowie einem schwächeren US-Dollar profitieren könnten.
Wir erwarten, dass sich die Inflationsraten bis zum Jahresende abschwächen. Zusammen mit einem nachlassenden Arbeitsmarkt sollte dies der US-Notenbank zusätzlichen Spielraum für Zinssenkungen eröffnen. In diesem Umfeld erachten wir Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten als sinnvolle Portfoliobeimischung. Auch Schwellenländeranleihen dürften von einem schwächeren Dollar und einer insgesamt lockereren Geldpolitik profitieren.
Als strategische Absicherung gegen geopolitische Spannungen sowie einen potenziellen Vertrauensverlust in die geld- und fiskalpolitischen Institutionen halten wir eine substanzielle Allokation in Edelmetallen weiterhin für angezeigt.
Im Währungsbereich dürfte die Stärke des Schweizer Frankens anhalten. Für das Paar EUR/USD erwarten wir sinkende Notierungen, während der kanadische Dollar (CAD) und der australische Dollar (AUD) in den kommenden Wochen positiv überraschen könnten.