Monatsbericht November 2025
Angetrieben von KI-Euphorie, sinkenden Zinsen und geopolitischer Entspannung setzten die Märkte ihre Rally fort.
Die US-Aktienmärkte setzten im Oktober ihre längste Gewinnserie seit vier Jahren fort. Getrieben wurde die Rally von der anhaltenden Euphorie um künstliche Intelligenz, sinkenden Zinsen und einer Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt. Der breite S&P 500 legte um 2.3% zu und markierte in der letzten Oktoberwoche bei 6’891 Punkten bereits das 36. Allzeithoch des Jahres – die sechste monatliche Aufwärtsbewegung in Folge und die längste seit August 2021. Der technologieorientierte Nasdaq Composite stieg gar um 4.7% und verzeichnete damit sieben aufeinanderfolgende Gewinnmonate – zuletzt erreicht im Januar 2018.
Anfangs noch durch Sorgen über eine Überhitzung im KI-Sektor und eine leichte Abkühlung am Arbeitsmarkt gebremst, sorgten robuste Unternehmensgewinne, umfangreiche Investitionen in Rechenzentren und Halbleiter, geldpolitische Lockerungsschritte der US-Notenbank sowie die Aussicht auf eine vorläufige Einigung im Handelsstreit mit China für Rückenwind.
Auch in Europa überwogen positive Vorzeichen: Der STOXX 600 gewann 2.5%, der DAX legte leicht um 0.3% zu, und der Swiss Leader Index (SLI) verbesserte sich um 1.6%. In Asien löste die Wahl von Sanae Takaichi zur neuen japanischen Regierungschefin ein Kursfeuerwerk aus: Der Nikkei 225 sprang um 16.6% in die Höhe, während Taiwan (+9.3%) und Südkorea (+19.9%) ebenfalls kräftig zulegten. Der Shanghai Composite stieg um 1.9%.
Seit Jahresbeginn verzeichnete der S&P 500 ein Plus von 16.3%, der Nasdaq Composite 22.9% und der Russell 2000 11.2%. In Europa stieg der STOXX 600 um 12.7%, der DAX um 20.3% und der SLI um 4.9%. Besonders stark präsentierte sich Spanien, wo der IBEX 35 um 38.3% zulegte. In Asien ragten Südkorea (+71%), Vietnam (+40%) und Japan (+31%) hervor. Der Hang Seng in Hong Kong verbuchte ein bisheriges Jahresplus von 29%, während der Shanghai Composite um 18% zulegte.
Am Devisenmarkt blieb der Schweizer Franken fest. Der Euro notierte zum Monatsende bei 0.928 CHF (Ende 2024: 0.939 CHF), während der Franken gegenüber dem US-Dollar seit Jahresbeginn um rund 11 % zulegte. Im Oktober konnte der Greenback jedoch vorübergehend etwas Boden gutmachen.
Der Höhenflug der Edelmetalle kam im Oktober vorerst zum Stillstand. Auf Jahressicht liegt Gold dennoch über 50% und Silber über 65% im Plus. Ein bekannter Goldminen-ETF (GDX) verzeichnete gar einen Zuwachs von 112%.
An den Anleihemärkten zeigten sich bemerkenswerte Verschiebungen: Zehnjährige französische Staatsanleihen rentierten mit 3.42% erstmals über italienischen Papieren (3.38%). In Deutschland lagen sie bei 2.64%, in Spanien bei 3.14% und in Griechenland bei 3.30%. In der Schweiz blieb die Rendite zehnjähriger Eidgenossen mit 0.19% ausgesprochen tief, während zehnjährige CHF-Swapsätze rund 0.50% betrugen. In den USA rentierten zehnjährige Treasuries Ende Oktober bei 4.10%, nach 4.57% zu Jahresbeginn.
Das beherrschende Thema an den Finanzmärkten bleibt die Entwicklung rund um die künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Arbeits- und Geschäftswelt. Die Kursentwicklung der beteiligten Unternehmen wird häufig als Blase bezeichnet oder mit dem Dotcom-Boom um die Jahrtausendwende verglichen.
Nach unserer Einschätzung unterscheidet sich der aktuelle Investitionsboom in KI-Rechenzentren jedoch von der Dotcom-Blase der späten 1990er-Jahre – trotz mancher Übertreibungstendenzen bei Bewertungen und Ausgaben. Technologieunternehmen investieren derzeit massiv in Infrastruktur, um ihre Marktanteile zu sichern und künftige Ertragsquellen zu erschliessen, noch bevor entsprechende Gewinne sichtbar werden. Zwar besteht ein gewisses Risiko der Überkapazität, doch mehrere Faktoren sprechen gegen eine Wiederholung vergangener Exzesse: die Systeme laufen mit hoher Auslastung, die Investitionen werden weitgehend aus laufenden Mitteln und nicht durch Schulden finanziert, und das makroökonomische Umfeld mit sinkenden Zinsen wirkt stabilisierend. Auch die Bewertungen erscheinen im historischen Vergleich moderat und liegen deutlich unter den Übertreibungen der späten 1990er-Jahre.
Im Wettlauf darum, KI von einem Versprechen in ein profitables Geschäftsmodell zu verwandeln, hat sich ein neuer Begriff etabliert: KI-Agenten. Darunter versteht man Systeme, die nicht mehr nur auf Befehle reagieren, sondern eigenständig Ziele verfolgen und Handlungspläne entwickeln, um diese zu erreichen. Solche Modelle zeichnen sich durch Autonomie, zielgerichtetes Verhalten, Planungs- und Urteilsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Interaktion mit ihrer Umgebung aus – etwa durch das Versenden von E-Mails oder die Steuerung von Robotern. Diese nächste Entwicklungsstufe könnte bestehende KI-Systeme bald überflüssig machen.
Ein Bullenmarkt, der auf optimistischen Gewinnerwartungen beruht, ist unseres Erachtens noch keine Blase. Ein klassisches Kennzeichen einer Blase ist, wenn die Mehrheit überzeugt ist, dass „diesmal alles anders ist“. Derzeit überwiegen jedoch Skepsis und warnende Stimmen – ein Umfeld, in dem die Entstehung einer Blase schwer vorstellbar ist. Zyniker fassen es pointiert zusammen: Eine Blase ist ein Bullenmarkt, an dem man nicht teilnimmt.
Gemäss dem GDPNow-Modell der Atlanta Fed dürfte die US-Wirtschaft im 3. Quartal mit 3.9% erneut kräftig gewachsen sein. Die Inflation verharrte mit etwa 3% noch über dem Zielwert von 2.0%, dürfte sich jedoch in den kommenden Monaten abschwächen. Sinkende Wohn- und Energiepreise sowie eine abkühlende Arbeitsmarktlage wirken zunehmend dämpfend. Entsprechend rechnen wir im Dezember mit einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank.
Die Saisonalität spricht derzeit für Rückenwind: der November zählt traditionell zu den stärksten Börsenmonaten, während er für den Ölpreis häufig schwächer verläuft. Der US-Dollar zeigte sich historisch meist solide, und von Mitte November bis Februar entwickelten sich Goldanlagen besonders erfreulich.
Vor diesem Hintergrund bleiben wir an den Aktienmärkten verhalten optimistisch. Makroökonomisch deutet vieles auf ein „Goldilocks“-Szenario hin – eine Phase robusten Wachstums bei gleichzeitig rückläufiger Inflation. Fiskalpolitisch sollten die ersten Impulse des neuen US-Steuerpakets spürbar werden, während von geldpolitischer Seite weitere Zinssenkungen Unterstützung bieten dürften. Die Unternehmensgewinne haben sich bislang erfreulich entwickelt und in der laufenden Berichtssaison überwiegend positiv überrascht.
An den grosskapitalisierten US-Technologiewerten führt derzeit kein Weg vorbei. Chancen sehen wir auch im Versorgersektor, der einerseits Stabilität in volatileren Marktphasen bietet und andererseits vom steigenden Strombedarf im Zuge des KI-Booms profitiert. Der zunehmende Einsatz sogenannter KI-Agenten unterstreicht die Bedeutung einer zuverlässigen Energieinfrastruktur.
Positiv beurteilen wir zudem rohstoffproduzierende Märkte – etwa Australien, Lateinamerika und Teile Afrikas – aufgrund ihrer strategischen Bedeutung im Bereich der sogenannten Seltenen Erden, die trotz ihres Namens gar nicht so knapp sind.
Auf den Devisenmärkten rechnen wir mit einem stärkeren US-Dollar und einem schwächeren Euro. Der Schweizer Franken dürfte gegenüber dem Euro leicht aufwerten, gegenüber dem Dollar hingegen etwas nachgeben. Der japanische Yen erscheint aufgrund seiner deutlichen Unterbewertung attraktiv. Eine wirtschaftlich aktivere Regierung in Tokio könnte steigende Zinsen und Kapitalrückflüsse aus dem Ausland begünstigen. Der Yen bleibt zudem ein bewährter Sicherheitsanker in turbulenten Marktphasen. Auch Rohstoffwährungen wie der australische Dollar könnten von einem freundlicheren Umfeld profitieren.
Wir halten eine substanzielle Allokation in Edelmetallen – vor allem in Gold, mit einer geringeren Gewichtung in Silber. Nach dem Anstieg von rund USD 3’100 Mitte Mai auf knapp USD 4’400 Mitte Oktober erscheint die jüngste Konsolidierung als gesunde Zwischenkorrektur. Solange die Unterstützung um USD 3’800 hält, bleibt das Aufwärtspotenzial intakt.
Im Anleihebereich bevorzugen wir Staatsanleihen mittlerer Laufzeit als stabile Portfoliobeimischung. Sinkende Inflationsraten und eine weiterhin lockere Geldpolitik sprechen für dieses Segment. Bei Unternehmensanleihen favorisieren wir Investment-Grade-Titel gegenüber Hochzinsanleihen, während wir im höher verzinsten Bereich Schwellenländeranleihen als interessant erachten. Private-Credit- und Private-Debt-Anlagen beurteilen wir dagegen weiterhin mit Zurückhaltung.