Rück- und Ausblick

Quartalsausblick Q2 2022

Hartnäckige Inflation und Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums.

Datum
25. April 2023
Kategorien

Rückblick

Anleihen

Am 1. April 2022 lag die Rendite 2-jähriger US-Treasury Notes erstmals seit August 2019 über derjenigen für 10-jährige Laufzeiten. Die Rendite 2-jähriger Treasury Notes stieg von 0.73% auf 2.46%, der grösste Anstieg seit dem 2. Quartal 1984. Die Rendite für 10-jährige US-Treasury Bonds erhöhte sich seit Jahresanfang von 1.51% auf 2.39% per 1. April. Ein Bloomberg Index für die Gesamtrendite von US-Staatsanleihen verzeichnete in den ersten drei Monaten des Jahres einen Rekordrückgang von 5.6%, das schlechteste Quartal seit Einführung des Index im Jahr 1973. Ende März ging der Markt von 8 bis 9 weiteren Zinserhöhungen von jeweils 0.25% bis zum Jahresende aus.

In der Eurozone stiegen die Zinsen ebenfalls an. Die Rendite 10-jähriger Deutscher Bunds bewegte sich von -0.18% am Jahresanfang auf +0.55% zum Quartalsende. Die Rendite 2-jähriger deutscher Anleihen stieg etwas weniger stark, von -0.64% zu Jahresbeginn auf -0.07% per Ende März. Im Vereinigten Königreich stieg die Verzinsung 10-jähriger Gilts von 0.97% auf 1.61%.

In Japan wurde die Notenbank in der zweiten Märzhälfte auf ihre Standhaftigkeit getestet. Seit 2016 wurde im Rahmen der Politik der Zinskurvenkontrolle die maximale Rendite für 10-jährige JGBs auf 0.25% festgesetzt. Als sich der Markt gegen Ende März dieser Marke annäherte, kaufte die Bank of Japan in grossem Ausmass Anleihen auf, um den Anstieg der 10-jährigen Zinsen über 0.25% zu verhindern. Zum Quartalsschluss notierte die Rendite 10-jähriger JGBs bei 0.21% im Vergleich zu 0.07% am Jahresanfang.

Auch in der Schweiz stiegen die Renditen von Staatsanleihen während den ersten drei Monaten des Jahres an. Die Rendite des viel beachteten 10-jährigen Eidgenoss‘ beendete das Quartal bei +0.59%, nachdem sie am Jahresanfang noch bei -0.14% lag. Die Verzinsung 2-jähriger Papiere stieg leicht weniger stark – von -0.70% auf -0.11% – da die SNB keine Anstalten machte, ihre Leitzinsen von derzeit -0.75% in absehbarer Zeit zu erhöhen oder ihre lockere Geldpolitik zu beenden.

Quelle: Bloomberg

 

Kredite

Sowohl europäische Investment-Grade (IG) Anleihen, als auch amerikanische und europäische Hochzinsanleihen (HY) beendeten das 1. Quartal 2022 mit Verlusten von zirka 5.5%. US-IG Anleihen büssten 8.7% ein. Hier war das stark gestiegene US-Zinsniveau besonders schmerzhaft spürbar. Beidseits des Atlantiks erreichten Hochzinsanleihen (HY) ihren Tiefpunkt Mitte März und konnten in der zweiten Monatshälfte wieder etwas Boden gutmachen. Der Verlauf liess sich auch gut an den Kreditaufschlägen für HY-Anleihen nachvollziehen: in den USA betrugen diese Credit Spreads zum Jahresbeginn 3.10%, stiegen im Quartalsverlauf bis Mitte März kontinuierlich auf 4.21% an und gaben bis zum Quartalsende auf 3.43% wieder leicht nach.

Investment-Grade Anleihen sind die hochwertigsten Anleihen, die von einer Rating Agentur bestimmt werden; Hochzinsanleihen sind spekulativer und haben ein Kreditrating unter Investment-Grade. Die Preise von Hochzinsanleihen bewegen sich oft ähnlich wie die Aktienmärkte, während die Preise von IG-Anleihen stärker durch das generelle Zinsniveau beeinflusst werden.

Globale Wandelanleihen beendeten das Quartal mit einem Minus von 5.6%.

Quelle: Bloomberg

 

Aktien

An den Aktienmärkten fiel der S&P 500 in den ersten drei Monaten des Jahres um 4.9% und der Technologie-lastige Nasdaq Composite verlor 9.1%. Für beide Indizes war es das erste negative Quartal seit dem 1. Quartal 2020.
In Europa gab der STOXX 600 Index im 1. Quartal über 6% nach, während in der Schweiz der Swiss Leader Index 7% einbüsste.
In China verlor der Shanghai Composite 9.3% und der japanische Nikkei 225 sank 3.4%.

In den USA wurde die Gewinnerliste mit grossem Abstand vom Energiesektor angeführt. Weit abgeschlagen folgten Versorger und Titel aus dem Sektor Nicht-Zyklische Konsumgüter. Auf der Verliererseite waren der Kommunikationssektor, Titel aus dem Sektor Zyklische Konsumgüter und der Technologiesektor.
In Europa wurde die Gewinnerliste von Titeln aus den folgenden Sub-Sektoren angeführt: Basisrohstoffe, Erdöl und Erdgas sowie Telekommunikation. Auf der anderen Seite schlugen Titel aus den Sub-Sektoren Detailhandel, Technologie sowie Medien mit den grössten Verlusten zu Buche.

In der Länderliste erzielten im 1. Quartal die folgenden Aktienmärkte die beste Performance:
Saudi Arabien, Brasilien, Portugal, Indonesien, Norwegen, Mexiko und Kanada.

Quelle: Bloomberg

 

Rohstoffe und Alternative Anlagen

Auffallend an den Rohstoffmärkten war im 1. Quartal der volatile Kursverlauf des Erdöls. Bis am 8. März stieg der Preis von Brent Crude von $78 auf $128 (+64%). Danach sackte der Kurs ab, bäumte sich nochmals auf und beendete das Quartal bei knapp $108 pro Fass, ein Plus von knapp 40% fürs gesamte Quartal.
Etwas gemächlicher war der Kursverlauf von Gold, Silber und Kupfer. Zum Quartalsende resultierte für alle drei Metalle ein Plus von 6.5% bis 7.5%, wobei Kupfer und auch Silber zwischenzeitlich etwas Mühe bekundeten.

Bei den zwei wichtigsten Krypto-Währungen kam es während dem 1. Quartal 2022 zu einer wilden Achterbahnfahrt, die sich aufgrund der Quartalsperformance nur schwer erahnen lässt. Zum Quartalsende verlor Bitcoin (BTC/USD) nämlich lediglich 1.5%, während Ether (ETH/USD) mit einem Minus von 11% aus dem Rennen ging. Allerdings lagen die Kursverluste zwischenzeitlich bei -29% (Bitcoin) respektive bei -41% (Ether).

Quelle: Bloomberg

 

Währungen

Bis zur russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar lagen alle Hauptwährungen gegenüber dem CHF leicht im Plus. Danach öffnete sich die Schere: während „King Dollar“ seinem Ruf alle Ehre machte, mussten Euro und Pfund Federn lassen. Am 7. März wurde die EUR/CHF Parität mit einem Tiefst von 0.9969 im Tagesverlauf sogar kurz unterschritten.
Ab Mitte März machte der JPY mit grossen Verlusten auf sich aufmerksam. Als Begründung musste das unlimitierte Aufkaufen 10-jähriger JGBs durch die Bank of Japan im Rahmen ihrer Politik der Zinskurvenkontrolle herhalten.
Zum Quartalsschluss resultierten folgende Wechselkursveränderungen gegenüber dem CHF:
EUR -1.6%, USD +1.1%, GBP -1.8% und JPY -4.4%.

Beachtenswert war die anhaltende Stärke der chinesischen Währung (Renminbi oder Yuan) im 1. Quartal, trotz Abkühlung der lokalen Wirtschaft und Sorgen um den chinesischen Häusermarkt. Gegenüber dem CHF stieg die chinesische Währung um 1.5% und somit sogar leicht stärker als der Greenback gegenüber dem CHF zulegen konnte.

Quelle: Bloomberg

Ausblick

Während dem 1. Quartal 2022 blieb die Inflation hartnäckig hoch, legte gegenüber dem Vorquartal sogar noch einen Zacken zu. Gleichzeitig mehrten sich aber auch die Anzeichen, dass sich das globale Wirtschaftswachstum verlangsamen wird. Zu diesem Stagflationsszenario (vgl. Abbildung) gesellten sich der Ausbruch des Kriegs um die Ukraine sowie eine straffere Geldpolitik, die in den USA zu einer inversen Zinskurve führte. Die Rendite 2-jähriger US Treasury Notes lag zu Beginn des 2. Quartals über derjenigen für 10-jährige Laufzeiten. Diese Inversion eines Segments der Zinskurve, die von Anlegern und politischen Entscheidungsträgern genau beobachtet wird, ist in der Regel ein Zeichen für eine bevorstehende Rezession.
Die wieder stark angestiegenen Corona-Fallzahlen in China und deren Zero-Covid-Politik rückten dabei etwas in den Hintergrund. Dabei dürften die mit der Zero-Covid-Politik verbundenen Lockdowns dafür sorgen, dass sich das globale Wachstum weiter abschwächen wird.

Wir gehen davon aus, dass sich die Inflationsraten aufgrund von Basiseffekten in den kommenden Monaten zurückbilden werden und setzen daher für das 2. Quartal auf ein Disinflationsszenario mit tieferen Wachstums- und Inflationsraten (siehe Abbildung).

Quelle: forexlive.com

 

Anleihen

Die inverse Zinskurve in den USA (siehe Abbildung) just zum Beginn des 2. Quartals ist meist ein Anzeichen einer bevorstehenden Rezession und einer zu straffen Geldpolitik. So werden in den USA vom Markt mittlerweile 8 bis 9 Zinserhöhungen zu jeweils 0.25% bis Ende 2022 erwartet.
Wir glauben, dass diese Markterwartungen zu hoch sind, da sich Wachstums- und Inflationsraten in den nächsten Monaten zurückbilden werden.
Deshalb sind wir für erstklassige kurzfristige Staatsanleihen eher positiv eingestellt, warten aber noch mit Zukäufen ab.

 

Kredite

Nach den starken Zinsanstiegen im 1. Quartal gehen wir davon aus, dass sich das generelle Zinsniveau vorübergehend etwas beruhigen wird. In einem Disinflationsszenario dürften sich aber die Kreditaufschläge etwas ausweiten, da die Wahrscheinlichkeiten von Kreditausfällen ansteigen werden.
Wir bevorzugen deshalb Investment-Grade gegenüber Hochzinsanleihen.

 

Aktien

Wir empfehlen, die Aktienposition leicht zu reduzieren. Aufgrund des erwarteten Disinflationsszenarios setzen wir zudem vermehrt auf defensivere Sektoren wie Versorger, Nicht-Zyklische Konsumgüter, Gesundheitswesen, Immobilien oder auch auf defensive Big Tech. Bei den Stil-Faktoren bevorzugen wir Minimum Volatilität, Value und Qualität.

Als interessante Beimischung können Aktien aus rohstoffproduzierenden Ländern wie Kanada, Australien, oder auch aus Norwegen in Betracht gezogen werden.

 

Rohstoffe

Die Schwankungsbreite der Erdölpreise wird im 2. Quartal hoch bleiben. Allerdings gehen wir von tendenziell sinkenden Kursen aus, da mittlerweile sehr viele Spekulanten in diesem Markt long positioniert sind.
Die Kupferpreise dürften sich im 2. Quartal weiterhin positiv entwickeln. Neben Kupfer werden auch andere Industriemetalle wie Kobalt, Lithium, Nickel und Aluminium vom Trend zu erneuerbaren Energien und zu Elektrovehikeln profitieren.
Gegenüber dem Goldpreis bleiben wir fürs 2. Quartal vorsichtig optimistisch gestimmt. Sowohl das höhere Zinsniveau als auch ein stärkerer US-Dollar konnten dem gelben Metall nichts anhaben. Zudem schätzen wir die Eigenschaften von Gold zur Portfoliodiversifikation. Die Schwankungen beim Silber- dürften einiges höher ausfallen als beim Goldpreis. Hier sind wir eher zurückhaltend eingestellt.

 

Währungen

Die EUR/CHF Parität wurde im 1. Quartal untertägig kurz unterschritten. Ohne Interventionen der SNB stände wohl einem nachhaltigeren Unterschreiten der Marke von EUR/CHF 1.00 im aktuellen Umfeld nichts mehr im Wege. Neben einem starken CHF dürfte auch der USD aufgrund einer strafferen Geldpolitik und aufgrund von zunehmenden geopolitischen Spannungen zur Stärke neigen. Allerdings glauben wir nicht, dass die US-Leitzinsen so stark ansteigen werden, wie derzeit vom Markt eingepreist wird. Das könnte einem starken Anstieg des Greenbacks etwas Wind aus den Segeln nehmen.
Für Aufmerksamkeit im FX-Markt sorgte der starke Kursrückgang des JPY zum Ende des 1. Quartals. Als Begründung wurden unlimitierte Käufe von 10-jährigen JGBs durch die Bank of Japan im Rahmen ihrer Politik der Zinskurvenkontrolle erwähnt. Dadurch wurde die Geldmenge in Japan massiv ausgeweitet. Der JPY dürfte dadurch weiter unter Druck bleiben.

Wir gehen davon aus, dass sich im Währungsmarkt die Schwankungsbreiten der Wechselkursveränderungen ausweiten werden und dies möglicherweise sogar zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen könnte, da in diesem Markt mit sehr hohem Fremdkapitaleinsatz (Leverage) spekuliert wird.

Schlussfolgerung

Die Volatilitäten dürften im 2. Quartal in sämtlichen Anlageklassen ansteigen. Wir empfehlen eine etwas defensivere Positionierung, wobei auch mal die Cash-Quote erhöht werden darf, um gegebenenfalls von sich bietenden Gelegenheiten profitieren zu können. Zudem halten wir weiterhin an einer echten, strukturellen Portfoliodiversifikation fest.

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