Die Signale des Marktes

Monatsbericht Juni 2024

Bullenmarkt oder Bärenfalle?

Datum
03. Juni 2024
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Die alte Börsenweisheit „Sell in May and Go Away“ hat sich zumindest bis Ende Mai 2024 als nicht sonderlich hilfreich erwiesen. Stattdessen ignorierten die Aktienmärkte einen historisch schwachen Monat und legten eine beeindruckende Performance aufs Parkett.

In den USA beendete der S&P 500 den Monat um 4.8% höher und erzielte damit die beste Mai-Performance seit 2009. Der Technologie-lastige Nasdaq Composite stieg sogar um 6.9% und auch der Small Cap Russell 2000 konnte mit einem Anstieg von 4.9% aufwarten.

In Europa stach der starke Anstieg des defensiven Swiss Market Index (SMI) mit einem Plus von 6.6% ins Auge, aber auch der etwas breiter aufgestellte Swiss Leader Index (SLI) konnte um 6.4% zulegen. Dagegen stieg der pan-europäische Stoxx 600 lediglich um 2.6%, und der FTSE 100 im Vereinigten Königreich sogar lediglich um 1.6%.

In Asien konnte sich der japanische Nikkei 225 mit +0.2% nur knapp behaupten, während der chinesische Shanghai Composite mit -0.6% im Monatsverlauf sogar leicht an Terrain einbüsste.

In den ersten fünf Monaten des Jahres lag der Nikkei mit einem Zuwachs von 15.0% vorne, gefolgt vom Nasdaq Composite (+11.5%) und S&P 500 (+10.6%). Der STOXX 600 legte im bisherigen Jahresverlauf 8.2% zu, während der SMI um 7.8% anstieg. Der Shanghai Composite avancierte um 3.8%.

Die Renditen der viel beachteten 10-jährigen US-Staatsanleihen sanken im Monatsverlauf von 4.64% auf 4.50%, während diejenigen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen von 2.58% auf 2.66% leicht anstiegen. Auch die Renditen des 10-jährigen Schweizer Eidgenoss stiegen leicht, von 0.75% auf 0.84%.

Im Rohstoffsektor konnte Brent-Erdöl die im April erreichte Marke von knapp $90 nicht behaupten und beendete den Monat bei etwas über $80 pro Fass. Auch Gold konnte das im Monatsverlauf erreichte Niveau von zirka $2,450 pro Feinunze nicht ganz halten und schloss per Monatsende bei $2,347. Das gelbe Metall lag im bisherigen Jahresverlauf aber immer noch um 13.3% vorne.

Der Dollar-Index DXY, der den Verlauf des US-Dollar gegenüber einem Korb von 6 wichtigen Währungen misst, beendete den Monat um 0.8% tiefer. Der CHF gewann gegenüber dem US-Dollar um 1.9% und gegenüber dem EUR um 0.3%, nachdem er zuvor allerdings stark gesunken war.

 

Für die Zukunft gehen Prognosen und Marktmeinungen wie üblich weit auseinander. Bezüglich der Inflation prognostizieren einige Strategen eine kommende Deflation, während andere noch für längere Zeit höhere Inflationsraten prophezeien. Auch bezüglich dem zukünftigen Wirtschaftswachstum sind sich Experten alles andere als einig. Hinzu kommt die Reaktionsfunktion der Notenbanken, die ihre Leitzinsen ebenfalls aufgrund von historischen oder erwarteten Inflations- und Konjunkturdaten festzulegen gedenken. Obendrauf beginnen die kommenden US-Wahlen im November ihren Schatten vorauszuwerfen. Zum ganzen Cocktail können noch zunehmende internationale Spannungen und wahrscheinlich auch grössere Klimaverwerfungen aufgrund des El Niño-Phänomens gemischt werden.

Trotz all dieser oben aufgeführten Unwägbarkeiten sprechen die Marktsignale eine andere und relativ ruhige Sprache: die Risiken sind erkannt, die erwarteten Preisschwankungen aufgrund der Volatilitätsindizes (VIX und MOVE) sind relativ gering. Dies spricht grundsätzlich für weiter steigende Aktiennotierungen.

Allerdings zeigt ein Blick unter die Motorhaube erste Anzeichen, die zur Vorsicht mahnen. Unter den US-Aktiensektoren haben sich beispielsweise die defensiven Versorger sowohl im 1-Monatsvergleich als auch im bisherigen Jahresverlauf an die Spitze geschlichen. Auch der schwächere Erdölpreis oder die tieferen Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen deuten eher auf einen Konjunkturabschwung hin.

Zudem deuten die Trends einiger Ratios wie AUD/CHF, Kupfer/Gold oder auch Bitcoin/Gold allesamt nach unten: schwächerer AUD gegen CHF, schwächere Kupfer- und Bitcoinpreise gegenüber Gold. Dies könnte ein Signal sein, dass „Mr. Markt“ ein tendenziell schwierigeres Umfeld erwartet.

Gleichzeitig aber sind die Positionierungen im Futures-Markt auf den S&P 500 im historischen Vergleich momentan ziemlich positiv. Dies ist oft ein guter Kontraindikator und vielfach ein Indiz eines möglichen bullischen Überschwangs.

All diese Marktsignale mahnen zumindest zur Vorsicht, auch wenn momentan an der Oberfläche noch alles ruhig aussieht.

Auch in Zukunft bleiben wir breit diversifiziert aufgestellt und halten sowohl Gold als auch langfristige Staatsanleihen zur Absicherung des Aktienportfolios.

„Ich denke, dass wir den Großteil unserer Zukunft noch vor uns haben.”
Denny Crum |
Basketballtrainer von Louisville, 19. Dezember 1985 - Sports Illustrated Vault, https://vault.si.com/vault/1986/03/03/time-to-rise-and-shine, 03.03.1986 (03.06.2024)
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