Trump 2.0 wirft seinen Schatten voraus

Monatsbericht Dezember 2024

Märkte zwischen Euphorie und Unsicherheit

Datum
03. Dezember 2024
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Die Wett- und Finanzmärkte hatten schon früh auf einen Sieg Trumps gesetzt – anders als Politexperten und Umfragen, die noch bis zum US-Wahltag am 5. November ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten vorhersagten. Einmal mehr sollte sich die „Schwarmintelligenz“ (Wisdom of Crowds) als treffsicher erweisen.

Die US-Aktienmärkte erlebten im November ihren bisher besten Monat des Jahres. Der S&P 500 stieg um 5.7% auf ein neues Allzeithoch von 6‘032. Damit markierte der US-Leitindex seit Jahresbeginn bereits das 53. Rekordhoch und lag im bisherigen Jahresverlauf um 26.5% im Plus. Der technologielastige Nasdaq Composite verzeichnete einen Zuwachs von 6.2% und wies Ende November eine Jahresperformance von 28.0% auf. Der Russell 2000, der Index für kleinere und mittelgrosse Unternehmen, profitierte besonders stark von den Erwartungen an Deregulierungen und protektionistische Wirtschaftspolitik unter Trump und stieg im Monatsverlauf um 10.8%.

In der Schweiz und in Europa verlief die Entwicklung an den Aktienmärkten verhaltener. Der Swiss Leader Index (SLI) legte im November um 0.7% zu und verzeichnete seit Jahresbeginn einen Anstieg von 9.2%. Der paneuropäische Stoxx 600 erhöhte sich im Monatsverlauf um knapp 1.0% und lag seit Jahresbeginn um 6.5% im Plus.

In China verloren die staatlichen Stimulierungsmassnahmen offenbar an Wirkungskraft. Der Shanghai Composite erreichte ein Plus von 1.4% im November und lag seit Jahresbeginn um 11.8% höher. Der Nikkei 225 in Japan zeigte im Monatsverlauf keine klare Tendenz und wies Ende November eine Jahresperformance von 14.0% aus.

Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen fielen in der letzten Novemberwoche deutlich von über 4.40% auf 4.18%. Dies fiel zeitlich mit der Ernennung von Scott Bessent zum künftigen Finanzminister unter der Trump-Administration zusammen. Auch in Europa sanken die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen zuletzt merklich. Auffallend war dabei, dass erstmals in der Geschichte französische Staatsanleihen eine höhere Rendite als griechische erzielten.

Der Goldpreis, der Ende Oktober noch knapp unter der Marke von $2‘800 notierte, fiel im November unter $2‘600, bevor er sich gegen Monatsende im Bereich von $2‘660 bis $2‘680 stabilisierte. Der Ölpreis setzte seine Abwärtsbewegung fort. Ein klarer Gewinner des Trump-Sieges war der Bitcoin, dessen Kurs seit der Wahl Anfang November um über 40% anstieg.

Am Devisenmarkt markierte der US-Dollar-Index DXY mit einem Zuwachs von 1.6% am Tag nach der Wahl seinen stärksten Anstieg seit Jahresbeginn. Das Dollar-Rally verlor jedoch in der letzten Novemberwoche etwas an Schwung. Der USD/CHF-Kurs stieg bis auf 0.895 und schloss den Monat bei 0.881. EUR/CHF-Kurs stand im Monatsverlauf leicht unter Druck und notierte Ende November bei 0.931, nur noch wenig höher als zu Jahresbeginn.

Aufgrund saisonaler Trends sollte für Aktienbullen jetzt die schönste Zeit des Jahres beginnen, wenn in der Ferne die Weihnachtsglocken erklingen. Risikoanlagen tendieren dazu, im Dezember besonders gut zu performen, wobei Aktien in der letzten Monatswoche – nach Weihnachten – die stärkste Phase erleben. Seit 1950 war der Dezember der stärkste Monat für den S&P 500. Auch internationale Aktien neigten in diesem Zeitraum zur Outperformance, mit häufig starker Performance chinesischer Werte und Gewinnen des Nikkei 225.

Gold zeigte in den Monaten Dezember und Januar ebenfalls eine auffällige Saisonalität. Der November 2024 endete für das Edelmetall nahe der Marke von $2‘680 und damit mit dem ersten Monatsverlust seit Juni, der lediglich einen Rückgang von einem Dollar verzeichnet hatte. Der letzte signifikante Rückgang datiert aus dem September 2023. Trotz dieser Konsolidierung bleibt der Aufwärtstrend von Gold im laufenden Jahr bemerkenswert, und die saisonale Stärke dürfte weiter anhalten.

Für den US-Dollar war der Dezember im 21. Jahrhundert traditionell der schwächste Monat. Der Dollar-Index gab in sechs der letzten sieben Jahre nach. Der jüngste Rückgang könnte durch vorgezogene Repatriierungsströme zum Jahresende beeinflusst sein. Im Fokus steht nun erstmal die Zinsentscheidung der US-Fed am 18. Dezember, bei der eine Zinssenkung immer noch als wahrscheinlich gilt.

Im Einklang mit der typischen Schwäche des Dollars neigte der Euro dazu, im Dezember an Stärke zu gewinnen. Trotz einer allgemeinen pessimistischen Grundstimmung gegenüber der Gemeinschaftswährung könnte daher ein kurzfristiger Erholungsversuch nicht ausgeschlossen werden.

Aller guten Dinge sind drei

Donald Trump tritt mit seiner dritten Präsidentschaftskandidatur an, und nicht wenige Stimmen in Washington sprechen bereits von einer möglichen goldenen Ära, vergleichbar mit den „Roaring 20s“. Seine erste Wahl im Jahr 2016, für ihn selbst wohl auch eine Überraschung, verlief oft chaotisch. Nach der Niederlage 2020 hatte er jedoch vier Jahre Zeit, seine Strategie zu überdenken und insbesondere die Personalauswahl zu optimieren. Bis zu seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 sind immerhin etwa 10‘000 Posten neu zu besetzen – ein entscheidender Faktor, der diesmal systematischer angegangen werden dürfte.

Die Märkte zeigen sich angesichts von Trumps Schlüsselversprechen optimistisch. Die Haupttreiber dieser Euphorie sind Steuererleichterungen, Deregulierungsmassnahmen und das Ziel einer raschen Beendigung globaler Konflikte. Zugleich bringt der designierte Finanzminister Scott Bessent einen prägnanten 3-Punkte-Plan ins Spiel: eine Reduktion des Haushaltsdefizits auf 3% (aktuell ca. 6%), ein jährliches reales Wirtschaftswachstum von 3% und eine Förderung von zusätzlich 3 Millionen Fass Rohöl täglich in den USA.

In den kommenden Monaten rechnen wir mit einer globalen Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Dies ist unter anderem auf notwendige Haushaltskürzungen zur Senkung der Staatsdefizite zurückzuführen. Zudem wird die Verlagerung von Lieferketten – sei es durch Reshoring oder Friendshoring – das Wachstum kurzfristig belasten. In dieser Phase dürften die Inflationsraten zunächst erhöht bleiben oder sogar leicht anziehen, bevor die ergriffenen Massnahmen Wirkung zeigen. Zentralbanken werden ihren Zinssenkungszyklus fortsetzen, allerdings in geringerem Ausmass als vom Markt erwartet – mit Ausnahme der Bank of Japan, die ihren Kurs von Zinserhöhungen beibehalten.

Für die Aktienmärkte könnte dieser Mix zu verstärkter Volatilität führen. Wir planen, das Aktienengagement in der aktuellen saisonalen Stärke leicht zu reduzieren. Unser Fokus auf Gold bleibt unverändert. Im Zuge eines wirtschaftlichen Abschwungs könnten hochwertige mittel- und langfristige Staatsanleihen besonders attraktiv werden. Gegen mögliche Inflationsüberraschungen setzen wir auf eine moderate Position in inflationsgeschützte Anleihen. Wir bevorzugen Investment-Grade-Bonds gegenüber Hochzinsanleihen und ergänzen unser Portfolio durch Trendfolge-Fonds, die eine exzellente Diversifikation bieten.

„Die Welt ist alles, was der Fall ist.“
Ludwig Wittgenstein |
Tractatus Logico-Philosophicus (1918)
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