US-Handelspolitik unter Spannung: Einordnung und Ausblick
Trumps neue Zolloffensive trifft die Weltwirtschaft ins Mark und die Märkte reagieren prompt. Was steckt dahinter, was kommt als Nächstes, und wie sollten Anleger jetzt agieren?
Am 2. April 2025 hat die US-Regierung unter Präsident Donald Trump umfassende neue Importzölle angekündigt. Die Massnahme stellt eine deutliche Verschärfung der amerikanischen Handelspolitik dar und soll laut offizieller Begründung unfaire Handelspraktiken bekämpfen und die heimische Industrie schützen.
Die Ankündigung sorgte in der Folge für erhebliche Kursverluste an den internationalen Aktienmärkten. Der globale Aktienindex (MSCI World Index, in USD) verzeichnete zwischen dem 31. März und dem 7. April 2025 ein Minus von -9.9%. Der US-amerikanische S&P 500 verlor -9.8%, der europäische EuroStoxx 50 -11.3%, und der Schweizer SMI sogar -12.3% im selben Zeitraum.
Wie diese Zahlen zeigen, haben die Märkte deutlich auf die neue handelspolitische Situation reagiert. Gleichzeitig wirft die Entwicklung Fragen zur weiteren wirtschaftlichen Perspektive und zu möglichen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte auf.
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick geben, welche Implikationen sich aus unserer Sicht ergeben und wie wir die aktuelle Lage im Rahmen der Anlagestrategie einordnen.
Hintergrund
Die von der US-Regierung am 2. April 2025 angekündigten Zölle umfassen mehrere weitreichende Massnahmen, die sich auf den internationalen Handel spürbar auswirken dürften:
Kernpunkte der Zollmassnahmen:
- Einführung eines generellen Importzolls von 10% auf nahezu alle Güter
- Zusätzliche Zölle von 34% auf chinesische Produkte, was in vielen Fällen zu einer Gesamtrate von über 50% führt
- Einführung von 20% Zöllen auf Importe aus der Europäischen Union
- Weitere Länder wie z.B. Vietnam, Indien, Mexiko, Kanada aber auch die Schweiz und Liechtenstein wurden ebenfalls mit zusätzlichen Zöllen belegt, insbesondere bei Waren mit hoher US-Importabhängigkeit
Die US-Regierung rechtfertigt diese Schritte mit dem Ziel, ausgewogenere Handelsbedingungen zu schaffen und auf Handelsbarrieren anderer Länder mit vergleichbaren Massnahmen zu reagieren. Präsident Trump bezeichnete den 2. April in diesem Zusammenhang symbolträchtig als „Liberation Day“.
Implikationen der US-Zölle
Die Ankündigung neuer Zölle durch die US-Regierung am 2. April 2025 war nicht grundsätzlich überraschend. Die Breite der betroffenen Länder und Produkte hatten jedoch sowohl Wirtschaftsexperten als auch Finanzmärkte überrascht. Die Massnahmen dürften weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, einzelne Branchen sowie die Finanzmärkte haben, mit entsprechenden Folgen für globale Anlagestrategien.
Ökonomen erwarten insbesondere folgende Entwicklungen:
- Handelsverzerrungen: Zölle verteuern Importe, was bestehende Handelsströme umleiten, neue Lieferketten erzwingen oder bestehende Märkte abschotten könnte.
- Inflationsrisiken: Höhere Einfuhrpreise dürften insbesondere in den USA zu einem erneuten Anstieg der Verbraucherpreise führen.
- Wachstumsdämpfung: Das schwächere Investitions- und Konsumklima könnte das globale Wirtschaftswachstum spürbar bremsen.
- Geldpolitische Unsicherheit: Neue Inflationsimpulse könnten geplante Zinssenkungen verzögern oder gar eine Rückkehr zu restriktiveren Massnahmen, z.B. durch die US-Notenbank, erforderlich machen.
- Währungsrisiken: Während Währungen wie der Yuan oder der mexikanische Peso unter Druck geraten könnten, gelten der Schweizer Franken oder der japanische Yen in solchen Phasen als „sichere Häfen“.
- Anstieg der Marktvolatilität: Die Unsicherheit über wirtschaftspolitische Gegenreaktionen verstärkt die Bewegungen an Aktien-, Zins- und Devisenmärkten.
Bereits in den Tagen nach der Ankündigung wurde deutlich, wie sensibel die Märkte auf geopolitische Eingriffe reagieren. Die höheren Importabgaben dürften sich kurzfristig in steigenden Preisen niederschlagen. Dies insbesondere in den USA, wo die Inflation zuletzt bereits rückläufig war. Dies erhöht den Druck auf die Zentralbanken, die geldpolitische Lockerung zurückzustellen oder zumindest zu verzögern.
Gleichzeitig geraten Unternehmen unter Druck, die stark von Importen betroffen sind. Höhere Produktionskosten und sinkende Margen könnten Investitionen hemmen und zu Arbeitsplatzabbau führen. Aus Sicht vieler Ökonomen wächst damit das Risiko einer konjunkturellen Abkühlung, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Asien.
Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist das geopolitische Ausmass. Erste Gegenmassnahmen, beispielsweise von China, sind bereits erfolgt. Sollte sich daraus ein längerer Handelskonflikt entwickeln, könnte dies die bestehenden globalen Lieferketten erheblich beeinträchtigen und die wirtschaftliche Planungssicherheit weiter verringern.
Auch auf den Finanzmärkten ist die zunehmende Unsicherheit spürbar. Neben Kursverlusten in exportorientierten Branchen mehren sich die Anzeichen für steigende Schwankungen an den Zins- und Devisenmärkten. In der Eurozone wurden bereits erste Konjunkturprognosen nach unten korrigiert.
Die angekündigten US-Zölle könnten das globale Konjunkturumfeld spürbar belasten. Ökonomen rechnen mit mehr Unsicherheit, einem Rückgang von Investitionen und einer zunehmenden Fragmentierung des Welthandels. Langfristig ist auch eine strukturelle Neuordnung globaler Produktions- und Lieferketten nicht ausgeschlossen.
Strategisch denken statt hektisch handeln
Die Einführung neuer US-Zölle Anfang April hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und die Finanzmärkte unter Druck gesetzt. Die Auswirkungen auf Wachstum, Inflation und Unternehmensgewinne lassen sich derzeit noch nicht abschliessend beurteilen. In einem solchen Umfeld stellt sich häufig die Frage, ob eine Anpassung der Anlagestrategie sinnvoll ist, oder ob es ratsam ist, an der bestehenden Ausrichtung festzuhalten.
Wir sind klar der Meinung, dass es in solchen Phasen entscheidend ist, besonnen zu bleiben und die langfristige Strategie nicht infrage zu stellen. Erfahrungsgemäss neigen die Finanzmärkte in stressigen Situationen zu kurzfristigen Übertreibungen, auf die nicht selten rasche Gegenbewegungen folgen.
Auch wenn die Diskussion rund um die neuen US-Zölle die Märkte möglicherweise noch einige Zeit beschäftigen wird, gehen wir davon aus, dass der politische Druck auf die US-Regierung weiter zunehmen dürfte. Vor diesem Hintergrund bleiben wir vorsichtig optimistisch, dass sich die derzeitige Rhetorik im weiteren Verlauf abschwächen könnte, was den Märkten mittelfristig wieder mehr Stabilität verleihen würde.
In einem von Unsicherheit geprägten Marktumfeld steht häufig nicht die kurzfristige Reaktion im Vordergrund, sondern eine fundierte Einordnung der Lage. Die Erfahrung zeigt, dass eine strategisch ausgerichtete Anlagestruktur gerade in solchen Phasen ihre Stärken entfalten kann. Dieses Vorgehen wird auch durch zahlreiche Studien gestützt, die zeigen, dass geduldiges und diszipliniertes Verhalten gerade in volatilen Marktphasen langfristig zu besseren Ergebnissen führt.